Die Erkältung, die mich während der 2. Etappe erwischt hat, ist endlich überstanden und es kann weitergehen. Von Loudenvielle in den französischen Pyrenäen bin ich in nur 2 Stunden zurück auf dem HRP und am Refugio Soula. Leider habe ich jetzt einige Kilometer auf Etappe 2 und 3 verpasst, freue mich aber trotzdem aufs Weiterwandern.
Der Aufstieg zum Refuge Soula ist sehr abwechslungsreich. Erst geht es in Serpentinen durch den Wald, bevor ich fast flach oberhalb einer Klamm entlanglaufe und wunderbare Ausblicke auf einige der höchsten Berge der Pyrenäen genieße. An der Hütte muss ich mich entscheiden: wage ich mich über eine der anspruchsvollsten Passagen auf dem HRP, mit hohen Pässen, an Gletschern vorbei und vermutlich über Altschneefelder? Die Alternative ist ein kleiner Umweg auf dem GR11, auf dem ich zwar auch ein paar Pässe überwinden muss, aber der durchgehend markiert ist und doch etwas einfacher zu wandern ist als der HRP.
Kleiner Umweg auf dem GR11
Ich entscheide mich für die 2. Variante und wandere noch ein Stück weiter an einem Bach entlang zu einer unbewachten Hütte. Dort schlage ich neben einigen anderen Wandernden mein Zelt auf und döse erstmal ein wenig. Für nachts habe ich mir einen Wecker gestellt, um endlich mal die Sterne beobachten zu können. Auf über 2.000 Metern geht das wunderbar und ich sehe sogar eine Sternschnuppe.
Den Wecker am nächsten Morgen ignoriere ich und mache ich daher mal wieder viel zu spät auf den Weg. Heute stehen 2 Pässe an, die beide auf über 2.600 Metern liegen. Den ersten, sehr steilen Pass überwinde ich langsam, aber ohne Probleme. Der Abstieg ist nicht ohne und ich bin froh, als ich an einer kleinen Badestelle ankomme. Ab hier bin ich auf dem GR11 unterwegs und habe es etwas leichter. Dennoch muss ich knapp 600 Höhenmeter überwinden – in der Mittagshitze und mit meinem riesigen Rucksack.
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If you want to go fast, go alone. If you want to go far, go together
Die Wanderung hier ist wunderschön, ich genieße die Ausblicke auf den Aneto, den höchsten Berg der Pyrenäen und lasse mich zu der ein- oder anderen Badepause hinreisen. Trotzdem werden die Gedanken ans Aufhören und nach Hause fahren immer präsenter und lassen mich nicht mehr los. Auch wenn es mir auf meinen vergangenen Reisen und Solo-Wanderungen wenig ausgemacht hat, allein unterwegs zu sein, sehne ich mich danach, so eine lange Wanderung mit jemand anderem zu machen. Auch mein schwerer Rucksack nervt mich mehr und mehr und die Hitze tut ihr übriges. PMS at it’s best – was ich aber erst einige Tage später realisiere.
Auf meinem weiteren Abstieg nach Benasque treffe ich daher die Entscheidung: falls ich von dort auch einigermaßen gut zurück nach Deutschland komme, fahr ich zurück. Gegen Abend komme ich am Campingplatz im Tal an und zücke sofort mein Handy, während ich mir ein spanisches Omelette und Salat servieren lasse. Mit Fernbussen komme ich nach Barcelona und von dort aus kenne ich den Weg mit dem Zug zurück nach Deutschland bereits. Eine lange Rückreise, aber durchaus machbar.
Das war es also mit dem HRP 2024 für mich. Doch da ich mich seit der Entscheidung richtig gut fühle und auf mein altes/neues Zuhause in Garmisch-Partenkirchen freue, ist es hoffentlich die richtige Entscheidung. Den HRP werde ich nächsten Sommer als Gemeinschaftsprojekt mit Marie angehen und dann hoffentlich komplett durchwandern. Bis dahin habe ich auch genug Zeit, mein Rucksackgewicht noch weiter zu optimieren und kann mich mental darauf einstellen, auf einige Luxusgegenstände zu verzichten 😉
Auch wenn es nicht der Thru-Hike geworden ist, den ich mir für diesen Sommer gewünscht habe, bin ich trotzdem ziemlich stolz auf mich. Insgesamt waren es um die 270 Kilometer und 16.000 Höhenmeter, die ich überwunden habe. So weit bin ich noch nie gewandert und noch dazu allein und mit Zelt. Zudem hab ich viel für zukünftige Wanderungen gelernt.
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