Nobody’s Fault But Mine
Ein langer Tag liegt vor mir, daher mache ich mich früh auf den Weg. Der Trubel rund um den Großglockner wird deutlich weniger und ich begegne nur wenigen Menschen auf meinem Weg. Mein erstes Ziel ist das Böse Weibl, allein wegen dem Namen würde ich den 3.000er gerne mitnehmen. Kurz vor dem Gipfel entscheide ich mich, umzukehren. Der Aufstieg ist kraxeliger als gedacht und die Wolken um mich herum sind mir auch nicht ganz geheuer. Auf keinen Fall will ich hier oben im Gewitter landen, auch wenn die Biwakschachtel eigentlich ganz gemütlich aussieht.
Am frühen Nachmittag kehre ich in der Eberfelder Hütte für einen Kaffee ein. Leider muss ich das nette Hüttenteam nach einer kurzen Pause schon wieder verlassen, da es für mich heute noch weiter zur Lienzer Hütte geht. Der Weg an sich ist nicht lang, doch ziemlich anspruchsvoll. Über Geröllfelder geht es nochmal nach oben, als ich es auf einmal donnern höre. Mist, das Gewitter war wohl doch schneller als ich. Was mach ich jetzt? Ich bin an einer recht ausgesetzten Stelle mit nur ein paar Bäumen in der Umgebung. Die Hütte kann ich zum Glück schon sehen, daher renne ich trotz Wanderstiefel und großem Rucksack los. Es donnert und blitzt um mich herum, aber ich schaffe es zum Glück rechtzeitig zur Hütte. Leider ist es ziemlich voll, aber ich treffe das Pärchen aus Herzogenaurach zufällig wieder und wir essen zusammen zu Abend. Für die beiden geht es bereits zurück ins Tal, während für mich noch eine letzte Hütte ansteht.
Good Times Bad Times
Nur ein kurzer Fußmarsch ist es zur Wangenitzseehütte. Da diese an einem See liegt und ich nur Gutes gelesen habe, bleibe ich hier für 2 Nächte. Am nächsten Morgen erklimme ich zudem noch einen weiteren 3.000er quasi direkt neben der Hütte. Am Gipfel erwarten mich Tibetfahnen, Berge in alle Richtungen und sogar LTE. Abends quatsche ich dann noch mit meinen Tischnachbarn, einer Medizinstudentin und einem Wiener Sohn- und Vatergespann. Der Sohn ist wohl aufstrebender Musiker in Österreich und ich bin gespannt, wann ich ihn mal im Radio höre.
Am allerletzten Morgen meiner Alpenüberquerung stehe ich pünktlich zum Sonnenaufgang auf, um die tolle Stimmung am See mitzuerleben. Danach gibt es Frühstück und mein langer, langer Abstieg nach Lienz beginnt. Langsam realisiere ich, dass mein Abenteuer Alpenüberquerung vorbei ist und ein paar Tränchen laufen mir die Wange runter. Ich tröste mich mit dem Gedanken „das war nur der Anfang“ und wenn ich so auf die letzten 4 Jahre, seit ich die Alpen überquert habe zurückblicke, habe ich damit durchaus Recht behalten.
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