Alpenüberquerung allein – als Frau

Deine Freunde sind (noch) nicht so im Wanderfieber wie du? Du bist, wie ich, in deinen Dreißigern und alle Freundinnen, mit denen du früher gemeinsam Bergabenteuer erlebt hast, haben Kinder, machen eine Yogalehrerinnenausbildung oder sind gerade im Sabbatical in Südamerika? Oder du möchtest (so wie ich nach meiner ersten Solo-Wanderung) bewusst allein losziehen, ohne Kompromisse unterwegs sein und endlich mal wieder Zeit für dich haben?

Egal was dein Grund oder deine Motivation ist, eine Alpenüberquerung kannst du auf jeden Fall auch allein meistern. Was du dabei beachten solltest, erfährst du hier:

Vorbereitung & Planung

Die richtige Vorbereitung ist das A und O einer Solo-Alpenüberquerung. Suche eine Tour aus, die zu dir und deinem Fitnesslevel, aber auch deiner alpinen Erfahrung passt. Falls du diese noch nicht hast oder unsicher bist, kannst du dich auch einer geführten Alpenüberquerung anschließen.

Hike your own hike: Kenne deinen Grenzen

Mache dich vorab mit möglichen Herausforderungen vertraut und überlege dir, wie du mit diesen umgehen wirst. Bei einer Solo-Alpenüberquerung triffst du alle Entscheidungen selbst und bist dafür verantwortlich. Daher ist es wichtig, dass du deine Grenzen kennst und weißt, wann du zum Beispiel umdrehen oder deine Wanderung abbrechen solltest. Oder für welche Abschnitte du dir lieber eine Begleitung suchst.

Was, wenn wirklich was passiert?

In den Alpen bist du den Elementen ausgesetzt, mit der richtigen Vorbereitung kannst du dich aber auch hier gut vorbereiten. Meine Tipps:

• Hab die Notfallnummern immer im Handy eingespeichert und eventuell auch ein GPS-Geräte dabei
• Mach dich mit dem Bergwetter und dem  Zustand der Wege vertraut und frage zum Beispiel die Hüttenwirtin oder andere Wanderer nach tagesaktuellen Informationen
• Pack ein erste Hilfe Set ein
• Hab immer eine Rettungsdecke oder Biwacksack und extra Verpflegung dabei, falls du ungeplant eine Nacht im Freien verbringen musst
• Die meisten Rucksäcke haben eine kleine Pfeife, falls deiner keine hat, pack extra eine ein, um auf dich aufmerksam machen zu können
• Trag dich immer ins Hüttenbuch ein und gib der Hüttenwirtin Bescheid, falls du erst nach dem Abendessen (also grob nach 18:00 Uhr) ankommst
  

Was, als Frau allein unterweg? Wie du mit (dummen) Sprüchen umgehst

So und nun zu meinem Lieblingsthema: als Frau allein in den Bergen unterwegs. Was hab ich mir schon – übrigens ausschließlich von Männern – anhören dürfen, als ich 2020 solo über die Alpen gewandert bin. „Wo sind denn dein Mann und deine Kinder?“ bis hin zu „Was, allein als Frau? Da musst du dir doch einen Mann mitnehmen, sonst verläufst du dich“ sind nur zwei Beispiele von vielen. 

Was tun mit blöden Sprüchen? Im Laufe der Jahre habe ich mir meine eigenen Strategien festgelegt:

• So tun, als hätte man den Spruch nicht gehört oder nicht verstanden
• Nachfragen, was der Herr konkret meint – manchmal ist es wirklich ein Missverständnis, häufig kommt aber nicht viel zurück
• Mit Statistiken kontern – Studien aus Österreich und der Schweiz zeigen, dass Frauen und Männer insgesamt zwar ungefähr gleich häufig Unfälle am Berg haben. In schwerwiegende Unfälle und Unfälle mit Todesfolge sind allerdings überproportional mehr Männer verwickelt als Frauen. 2022 lag der Männeranteil an Unfalltoten in den Bergen in Österreich bei 84%.

Sprüche von Männern gehen bei mir mittlerweile häufig in ein Ohr rein und im anderen Ohr wieder raus. Was dafür viel häufiger hängenbleibt: anerkennende Worte von anderen Frauen. „So toll, dass du alleine unterwegs bist, so toll!“ waren die Worte einer Frau, die ich während meiner Alpenüberquerung getroffen habe. Ob es an ihrem Begleiter lag, den sie lieber daheim gelassen hätte oder etwas anderes ihre Begeisterung ausgelöst hat, habe ich sie leider nicht gefragt.

Allein auf der Hütte

Vor allem wenn sonst nur Gruppen unterwegs sind, kann es sich schnell komisch anfühlen, allein auf der Hütte zu sein. Auf meinen bisherigen Wanderungen war ich allerdings selten bis nie die Einzige, die allein unterwegs war. Spätestens beim gemeinsamen Abendessen lernt man einfach andere Wanderer kennen und kann sich austauschen. Und auch die Hüttenmitarbeiterinnen freuen sich auf einen kleinen Plausch, teilweise arbeiten sie die komplette Saison auf der Hütte und kommen nur ab und zu mal ins Tal.

Trotzdem habe ich immer meinen e-reader oder Handy mit ausreichend Lesematerial dabei. In vielen Hütten gibt es aber auch eine kleine Bibliothek, aus der man sich Bücher und Zeitschriften ausleihen kann.

Ich hoffe, meine Tipps überzeugen dich, eine Solo-Tour zu starten, auch wenn es dich vielleicht aus deiner Komfortzone bringt.

Welche (Solo-) Alpenüberquerung sich am besten für dich eignet, erfährst du in diesem Artikel.

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