Rucksack zu vollgepackt und zu oft ausgeschlafen – hier findest du meine größten „Fehler“ (ich spreche ja lieber von Erfahrungen), die ich beim Trekking diesen Sommer auf dem HRP gemacht habe und wie du sie vermeiden kannst.
1. Rucksack komplett vollpacken
Irgendwann musste ich es mir einfach eingestehen: ich hab zu viele Luxusgegenstände und vor allem Essen dabei (siehe nächster Punkt). Während die Basis (Zelt, Luftmatratze und Schlafsack) durchaus in Richtung ultralight gehen, war ich beim Rest leider nicht wählerisch genug. Einige Artikel aus meinem Rucksack (Hüttenschlafsack, Regenhose, langes Merinoshirt…) habe ich mir daher schon per Post zurückgeschickt, was aber leider nicht so viel gebracht hat. Positiv erwähnen muss ich allerdings, dass mein Rucksack top auf meinen Körper passt, ich hatte keinerlei Beschwerden mit Druckstellen an den Schultern, Rücken oder Hüfte. Nur die Beine und meine Motivation haben bei den Anstiegen ziemlich gelitten.
2. Infrastruktur unterwegs nicht nutzen
Auf den Etappen 1-3 des HRPs bin ich jeden Tag an mindestens einer bewirtschafteten Hütte oder in einem Talort vorbeigekommen. Das ganze Essen, das ich mitgeschleppt habe und das meinen Rucksack noch schwerer gemacht hat, hätte ich mir also zumindest teilweise sparen können. Auch Wasser gibt es unterwegs meist ausreichend und es macht wenig Sinn, mehr als 2 Liter im Rucksack mitzunehmen. Da ich trotzdem viel zu viel Essen mitschleppe, ist vermutlich psychologisch bedingt – aber für mich gibt es in der Theorie nichts schlimmeres, als nach einem langen Wandertag hungrig ins Bett zu gehen (was allerdings noch nie passiert ist).
Mein Tipp: Schau dir vor deiner Wanderung auf der Karte an, wann und wie häufig du an Hütten und Supermärkten vorbeikommst und plane entsprechend.
3. Sommerhitze unterschätzen
Mitte Juli bin ich in Hendaye auf den HRP gestartet und hatte es irgendwie völlig unterschätzt, dass a) Hochsommer ist und b) ich in Spanien/Südfrankreich unterwegs bin. In den Alpen bin ich zwar auch meistens im Hochsommer unterwegs, aber die Sonne in den Pyrenäen ist doch nochmal gnadenloser. Einige Male habe ich es geschafft, sehr früh aufzustehen und die kühleren Morgenstunden zu nutzen. Leider bin ich aber einfach keine Frühaufsteherin und hab mich daher ziemlich oft in der Mittagshitze auf die Pässe und Gipfel geschleppt. Meistens habe ich dann eine lange Siesta eingelegt und bin gegen frühen Abend weitergewandert, teilweise in die Nacht hinein. Das ist schon eher mein Ding, denn da bekomme ich auch ein wenig vom Nachtleben mit und konnte zum Beispiel den Mondaufgang beobachten. Generell würde ich aber nicht nochmal im Hochsommer starten, sondern entweder eher den Frühsommer (ab Juni) oder Spätsommer und Herbst anpeilen.
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4. Kopfsache: Keine Markierung & wegloses Gelände auf die leichte Schulter nehmen
Der HRP ist ein Wanderweg ohne durchgehende Markierung, das war mir von vornherein klar. Dass mich das mental so beeinflusst, hätte ich allerdings nicht gedacht. Schon an Tag 2 habe ich mich trotz GPS auf dem Handy 2x verlaufen und musste mich erst durch Dornenbüsche schlagen und kurz später ungeplant über ein paar Felsen klettern. Vor allen weiteren Passagen, die als weglos und unmarkiert beschrieben waren, hatte ich daher ziemlichen Respekt und bin sie, wenn möglich, umgangen. Häufig war das mit Umwegen auf anderen Fernwanderwegen verbunden, wie dem GR12 oder dem GR11, die direkt auf meiner To-Hike Liste gelandet sind.
Einige der Pässe auf dem HRP, die ich bezwungen habe, sind sehr steil im Auf- und Abstieg und vor allem mit sperrigem Rucksack eine echte Herausforderung. Die anspruchsvollsten Stellen hebe ich mir daher für das nächste Mal auf, wenn ich mit hoffentlich etwas weniger Gewicht auf meinem Rücken unterwegs bin. Denn an sich macht mir anspruchsvolles Kraxeln und das Überwinden von alpinen Passagen schon Spaß.
Gelernt habe ich, die richtigen Entscheidungen zu treffen und auch mal einen Umweg bzw. weniger spannende Wanderung in Kauf zu nehmen, statt ein unnötiges Risiko einzugehen. Gleichzeitig hat mir das Überwinden kritischer Passagen mit vielen Höhenmetern und mit großem Rucksack auch gezeigt, was in mir steckt und dass der Kopf meistens die größte Rolle spielt.
5. Denken, dass ich beim Wildcampen gut schlafen kann
Was in der Theorie ziemlich traumhaft klingt (Zelt einfach dort aufstellen, wo es schön ist) und in weiten Teilen der Alpen verboten ist, hat sich für mich als nicht ganz so traumhaft herausgestellt. Je „wilder“ ich gecampt habe, desto schlechter habe ich geschlafen. Am besten geschlafen hab ich, wenn andere Wandernde in der Nähe übernachtet haben und ich nicht irgendwo komplett alleine war. Auch gute Ohrstöpsel helfen leider nichts gegen mein Gedankenkarussell aus (wilden) Tieren, die an meinem Zelt Interesse finden, Unwettern, die ungeplant auftreten und plötzlichen Kältestürzen, die zum Kältetod führen. Für meine nächsten Solo-Wanderungen werde ich meine Schlafplätze daher etwas besser auswählen und lieber nicht mehr irgendwo ganz allein übernachten, sondern eher in der Nähe von Hütten oder an Seen, wo meistens auch andere Wandernde unterwegs sind.
Die Lösung: Spaß haben und flexibel sein
Fast jeden Tag hab ich mir die Frage gestellt: hab ich Spaß? Und wie kann ich den Spaß maximieren? Gerade am Anfang der Wanderung habe ich es als Herausforderung gesehen, jeden Tag möglichst weit zu wandern und die angegebene Zeit im Wanderführer zu unterbieten. Etwas, was mir beim Wandern eigentlich immer Spaß macht, aber nicht unbedingt mit dem schweren Rucksack. Nach einigen Tagen habe ich es daher deutlich langsamer angehen lassen und viel mehr Pausen eingelegt. Und habe irgendwann eingesehen, dass die Sommerhitze plus mein Rucksack keine gute Kombination für Spaß sind. Die Entscheidung, die Wanderung früher als geplant abzubrechen, ist mir daher nicht ganz so schwergefallen.
Falls möglich, kann ich daher nur raten, beim (Weit-) Wandern immer flexibel zu bleiben und dich den Gegebenheiten anzupassen. Dabei hilft es, wenn du dich schon im Vorfeld nach Alternativrouten oder Abstiegen informierst. Andere Wandernde können zudem häufig gute Tipps geben zu anderen Routen, Hütten und Biwakplätzen. Zudem weiß der Körper häufig ganz gut, was er gerade braucht und manchmal ist das eben ein Pausentag oder auch mal ein gemütliches Hotelbett und eine heiße Dusche.
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