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Hüttenwandern im Wallis: die Tour du St. Bernard

Die Tour du St. Bernard ist die perfekte Alternative zur überlaufenen Tour du Mont Blanc. In 4-8 Tagen geht es durch das Schweizer Kanton Wallis mit seinen vielen 4.000ern nach Italien und ganz nah an den Mont Blanc heran. Dabei liegen zahlreiche gemütliche Hütten und ein Kloster auf dem Weg, in denen du übernachten kannst und so die Rucksackgröße klein hält. Als wir die Tour Mitte September gegangen bin, haben wir mehr Tiere als Menschen getroffen: Gämsen, Murmeltiere und sogar eine Schlange konnten wir beobachten.

Wie bin ich auf die Tour du St. Bernard gekommen?

Im Winter 2024 hab ich 2 Monate in Liddes verbracht, um Skifahren zu lernen. Dort sind mit einige Wanderkarten in die Hände gefallen und ich wusste: ich muss auf jeden Fall im Sommer nochmal wiederkommen. Und da ich im September für das Nomadfest Switzerland eh nach Liddes gereist bin, konnte ich das ideal mit der Hüttentour im St. Bernard Tal verbinden.

Begleitet hat mich Bergnomadin Julia. Nach meiner Solo-Wanderung in den Pyrenäen diesen Sommer war ich sehr froh, diesmal nicht alleine loszuziehen. Julia hat zudem einen kleinen Einblick in das Leben der Digital Nomads erhalten, da wir vor und nach der Wanderung einige Tage im Coliving Swiss Alps verbracht haben.

Die Tour du St. Bernard im Überblick:

  • 90-120km
  • 4-7 Tage
  • 6.000-8.000 Höhenmeter
  • Schwierigkeit: schwer, teilweise hochalpines Terrain und wenige mit Seil versicherte Stellen
  • Beste Reisezeit: Juni – September
Sportuhr mit Angaben zur Tour du St. Bernard: 136km, 7.600 Höhenmeter im Auf- und Abstieg
Landkarte Tour du St. Bernard mit Stationen in Liddes, Cabane de Milles, Bourg Saint Pierre. Col de St. Bernard, La Fouly

Die Etappen der Tour du St. Bernard

Hier gibt es die Wanderung im Überblick. Wir sind in Liddes gestartet und im Uhrzeigersinn gewandert. Theoretisch kannst du die Tour aber auch in die andere Richtung machen oder in La Fouly oder am St. Bernard Pass starten.

Die Tour du St. Bernard kannst du beliebig verkürzen oder verlängern, entsprechende Alternativen sind aufgeführt. Insgesamt würde ich zwischen 4 und 8 Tagen für die Tour du St. Bernard einplanen.

Etappe 1: Liddes – Cabane de Milles

Vom kleinen Örtchen Liddes geht es hoch auf die Cabane de Mille. Der Weg ist teilweise steil, aber nie ausgesetzt. Von der Cabane de Mille aus kannst du einige Gipfel in der Umgebung besteigen oder einfach den Ausblick genießen. Auf der Hütte gibt es sehr schöne Postkarten zu kaufen, da musste ich direkt zuschlagen. Kartenzahlung ist in der Cabane de Milles möglich.


Etappe 2: Cabane de Milles – Bourg Saint Pierre

Von der Hütte auf knapp 2.500m geht es runter ins Tal nach Bourg Saint Pierre. Dort kannst du verschiedene Übernachtung buchen.

Besonders empfehlen kann ich den Campinplatz, dort haben wir zwar nicht übernachtet, aber der Besitzer hat uns gerettet und mit Bargeld versorgt. Auf dem Campingplatz kannst du auch Zimmer und kleine Hütten buchen.


ALTERNATIVE Etappe 2: Cabane de Milles – Cabane de Valsorey

Falls du keine Lust hast, im Tal zu übernachten, kannst du auch zur Cabane de Valsorey oder Cabane Velan wandern. Die Tour ist allerdings nur für Geübte geeignet, da es einige ausgesetzte Stellen zu überwinden gibt, die allerdings zum Großteil mit Seilen ausgestattet sind. Falls noch oder schon Schnee liegt, kann ich nur von der Tour abraten und würde den Abstieg nach Bourg St. Pierre empfehlen. Von dort gibt es einen einfacheren Aufstieg auf die Hütten, der allerdings mit mehr Höhenmetern verbunden ist. Auf der Cabane de Valsorey ist keine Kartenzahlung möglich (Stand: September 2024)!

Kleiner Fun-Fact: Kilian Journet war im Sommer 2024 während seines neuen Rekords in den Alpen auf der Cabane de Valsorey.


Etappe 3: Bourg St. Pierre – Hospice de St. Bernard

Auf der Karte sieht die Etappe nicht sehr spannend aus, da die Straße nicht zu weit entfernt ist. Dennoch ist die Tour sehr schön, erst geht es an einem Stausee entlang, bevor du zum Col de St. Bernard und zur Italienischen Grenze aufsteigst. Dort kannst du in im Kloster Hospice de St. Bernard übernachten, in dem auch Wandernde aufgenommen werden. Auf dem Weg sehen wir Murmeltiere und sogar eine Schlange.

Wir schlafen im Matratzenlager mit anderen Wandernden und Radlern. Leider hängen nicht alle Leute ihre stinkenden Klamotten im Trockenraum auf und so duftet es ziemlich intensiv.

Sportuhr mit Zeitangaben zur Wanderung Tour du St. Bernard: 11,6km, 930 Höhenmeter im Aufstieg und 110 Höhenmeter im Abstieg.

Etappe 4: Hospice de St. Bernard – Rifugio Bonatti (Italien)

Um zur Bonatti Hütte zu gelangen, musst du einen Pass auf knapp 3.000 Metern überwinden, der mit ein wenig Kraxeln verbunden ist und als T4 eingeordnet ist. Informiere dich am besten im Kloster oder über andere Kanäle vorab, ob der Pass sicher überschritten werden kann. Aufgrund des frühen Wintereinbruchs und dem vielen Schnee haben wir uns kurzfristig dagegen entschieden, den Pass zu gehen und sind direkt nach La Fouly abgestiegen.

Das Refugio Bonatti liegt auf der Tour du Mont Blanc und kann dementsprechend voll sein. Auch auf den Wanderwegen kann hier deutlich mehr los sein als bisher.

Sportuhr mit Wanderung auf der Tour du St. Bernard: 17,9km, 1020 Höhenmeter Aufstieg und 1400 Höhenmeter Abstieg

Etappe 5: Rifugio Bonatti – La Fouly

Über die Grand Col Ferret geht es mit Ausblick auf das Mont Blanc Massiv von Italien zurück in die Schweiz. Die heutige Etappe verläuft auf der Tour du Mont Blanc, dementsprechend voll kann es auf den Wanderwegen werden.

Sportuhr Wanderung auf der Tour du St. Bernard 18,9km 870 Höhenmeter Aufstieg und 1.300 Höhenmeter Abstieg

ALTERNATIVE Etappe 4: Hospice de St. Bernard – La Fouly über die Lacs de Fenetre

Über die Lacs de Fenetres sind wir direkt nach La Fouly abgestiegen und haben so die T4-Stelle auf dem Weg zur Walter Bonnatti Hütte vermieden. Auf der Tour sind direkt deutlich mehr Menschen unterwegs, aber auch kein Wunder bei den Ausblicken auf das Mont Blanc Massiv. Immer Sommer ist ein Bad in einem der Seen obligatorisch. Wir heben uns das fürs nächste Mal auf, bei Wind und Wolken ist es uns doch ein bisschen zu zapfig.

Wir haben selbst nicht in La Fouly übernachtet, aber hier gibt es einen Überblick über Unterkünfte. Da La Fouly auch auf der Tour du Mont Blanc liegt, kann es hier im Sommer sehr voll werden, ich würde daher empfehlen, vorab eine Unterkunft zu reservieren.

Sportuhr Tour du St. Bernard Wanderung 13 km 300 Höhenmeter Aufstieg 1.170 Höhenmeter Abstieg

Etappe 5 bzw. 6: La Fouly – Cabane de la Tsissette

In La Fouly geht es nochmal ordentlich nach oben und dann durch das Naturschutzgebiet Combe de l’A zur Cabane de la Tsissette.

Die Cabane de la Tsissette ist im Herbst bei Jägern sehr beliebt. Als wir in der Hütte waren, standen zudem einige Teleskope zur Beobachtung der Tiere (wir durften mal durchschauen und haben einen Hirsch entdeckt) in der Hütte. Sehr zu empfehlen ist das Fondue, das es in der Hütte gibt.

Sportuhr Wanderung Tour du St. Bernard 11,9km 1.100 Höhenmeter Aufstieg und 690 Höhenmeter Abstieg

Etappe 6 bzw. 7: Cabane Cabane de la Tsissette – Liddes

Beim Abstieg nach Liddes hast du 2 Möglichkeiten: den kürzeren Abstieg über einen Forstweg oder den etwas längeren Weg über einen wunderschönen Märchenwald. Ich kann den Abstieg über den Wald empfehlen, außer du hast es sehr eilig. In dem Tal kannst du mit etwas Glück nochmal einige Tiere beobachten.

Sportuhr mit Wanderung Tour du St. Bernard 8,2 km 110 Höhenmeter Aufstieg und 750 Höhenmeter Abstieg

Praktische Tipps zur Tour du St. Bernard

An- und Abreise

Ins Wallis kommst du aus Deutschland aus am besten mit dem Zug über Zürich oder Basel, Bern und Lausanne nach Martigny. Von Martigny kommst du mit Zug nach Orsieres und von dort mit dem Bus weiter nach Liddes, Bourg Saint Pierre, auf den St. Bernard Pass oder La Fouly. Alternativ kannst du über Italien und das Aostatal anreisen. Von Aosta fahren Busse in schweizerische Orsieres mit Stop in Liddes und Bourg-Saint-Pierre.

Auch wenn die Umsteigezeiten teilweise sehr kurz sind, ist das Bahnfahren in der Schweiz sehr angenehm. Die Züge sind in der Regel auf die Sekunde pünktlich und warten, bis alle Fahrgäste umgestiegen sind. Bahn- und Bustickets kannst du über die SBB App buchen, im Bus auch mit Bargeld.

Übernachten

Auf der Tour du St. Bernard gibt es zahlreiche Hütten vom Schweizer Alpenverein SAC. Dort übernachtest du meistens im Lager, mit etwas Glück kannst du ein Mehrbettzimmer ergattern. Die Hütten sind eher spartanisch eingerichtet, nicht allen haben eine Dusche oder warmes Wasser. Falls das nicht so dein Ding ist, kannst du auch im Tal übernachten und dir dort ein Hotel oder Airbnb suchen. Die Hütten kannst du Online reservieren. Die Übernachtung inkl. Halbpension (siehe auch Punkt Verpflegung) kostet zwischen 70CHF und 90CHF pro Person.

Bester Zeitraum

Bei der Tour du St. Bernard bist du teilweise auf bis zu 3.000m unterwegs. Daher kann es gut sein, dass die Tour erst ab Juli begehbar ist. Als ich die Tour Mitte September abgewandert bin, lag tatsächlich schon ordentlich Schnee, sodass wir die Wanderung kurzfristig anpassen mussten. Informationen über die aktuellen Begebenheiten erhält du von den Hüttenwirtinnen oder bei offiziellen Stellen wie dem Schweizer Alpenverein.

Die Tour du St. Bernard führt teilweise an der UTMB-Strecke entlang. Der Ultra Trail du Mont Blanc (UTMB) ist DAS Trailrunning-Event und findet jedes Jahr Ende August statt. Dementsprechend voll kann es werden. Dafür kannst du die Stars und Sternchen der Trailrunningwelt live und in Farbe sehen und anfeuern.

Tools

Du findest die Tourenbeschreibung inkl. GPS-Daten auf meinem Komoot-Profil. Ich kann allerdings nur empfehlen, zusätzlich auch die Swiss Topo App zu installieren. Dort sind die aktuellsten Kartendaten hinterlegt und du kannst das Kartenmaterial auch downloaden und im Flugmodus nutzen. Leider sind auf Komoot einige Routen drinnen, die es in echt nicht gibt (zumindest nicht als Wanderungen). Daher nie blind den GPS-Tracks folgen sondern unbedingt in der Swiss Topo App die Routen doppelchecken, den Markierungen und Wegweisern vor Ort folgen und im Zweifel andere Wandernde oder Hüttenwirtinnen um Rat fragen.

Verpflegung

Kleine Supermärkte gibt es in Liddes, Orsieres und La Fouly. Restaurants und Cafes gibt es in Liddes, Bourg Saint Pierre und La Fouly. Auf den Hütten und im Hospice kannst du Halb- oder Vollpension buchen, wirst also versorgt und bekommst für das Mittagessen ein Lunchpaket. Wir haben jeweils eine Halbpension gebucht und uns mit Brot, Käse und Nüssen für den Tag eingedeckt.

Geld

Auf einigen Hütten ist es möglich, mit Karten zu zahlen, aber nicht auf allen. Daher macht es Sinn, Schweizer Franken abzuheben bzw. mitzubringen. Häufig ist zwar das Bezahlen mit Euro möglich, allerdings immer mit zusätzlichem Wechselkurs. Geldautomaten gibt es in Liddes, La Fouly und Orsieres. In Bourg Saint Pierre gibt es keinen Geldautomaten, hier hat uns der nette Besitzer des Campingplatzes weitergeholfen.

Packliste

Hier findest du eine Packliste für deine Hüttentour

Fotogalerie der Tour du St. Bernard:

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