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Wie ich zur Bergnomadin wurde

Wie bin ich eigentlich zum Thru-Hiking gekommen und eine Bergnomadin geworden? Wandern fand ich schon als Kind spannend, als wir im Urlaub in Österreich die Berge hochgekraxelt sind, unsere Brotzeit mit frechen Schafen geteilt haben und ab und zu auch mal in einen Kuhfladen gelatscht sind. Nach einer langen Pause, in dem Volleyball, Teenager sein und das Studium wichtiger waren, bin ich seit dem Umzug nach München 2014 so gut wie jedes Wochenende in die Berge gefahren. Irgendwann waren mir Tagestouren nicht mehr genug und ich hatte das große Glück, Freundinnen zu haben, die mich mit auf eine Berghütte mitgenommen haben.

Von den Begriffen Thru-Hiking, Fern- und Weitwandern wusste ich damals noch nichts. Wer sich im Begriffsdschungel noch nicht so auskennt und herausfinden will, was genau die Unterschiede sind, findet in diesem Artikel ein kleines Lexikon.

Meine erste Hüttenübernachtung auf dem Riemannhaus

Ich kann mich noch ziemlich genau an meine erste Hüttenwanderung in den Alpen erinnern: Juli, die ich eigentlich vom Beachvolleyball kenne, hat mich und eine weitere Freundin in das Hüttenleben eingeführt. Treffpunkt: das Riemannhaus im steinernen Meer, etwa 2 ½ Stunden südlich von München. Nach dem anstrengenden Aufstieg sind Marie und ich froh, als uns Juli an der Hütte begrüßt. Uns ist nämlich nicht so ganz klar, was jetzt eigentlich passiert. Zunächst checken wir beim Hüttenwirt ein und bekommen unser Zimmer zugewiesen (wir hatten damals den Luxus und haben ein Doppelzimmer ergattert – etwas sehr rares, normalerweise schläft man mit 5-20 anderen schnarchenden Menschen im Lager). Nach einer kurzen Katzenwäsche lernen wir den Rest der Gruppe kennen. Das Abendessen und die Zeit danach lauschen wir den Berggeschichten der Gruppe, die alle viel mehr Erfahrung und für den Sommer sogar eine Alpenüberquerung geplant haben. Da wir früh starten wollen, gehen wir alle zeitig ins Bett. Viel Entertainment gibt es auf der Hütte nämlich nicht, außer sich Geschichten zu erzählen, zu lesen oder Spiele zu spielen (in den meisten Hütten gibt es Bücher, Zeitschriften und Kartenspiele zum Ausleihen).

Genau das macht für mich immer noch den Reiz des Weitwanderns aus. Die Reduktion auf das Wesentliche, keine Reizüberflutung wie in der Großstadt und auch das Handy befindet sich die meiste Zeit im Flugmodus, da man sich häufig eh im Funkloch befindet. Natürlich mach ich ab und zu auch mal ein Foto, aber bin die meiste Zeit froh, kein Content Creator zu sein und mich ständig filmen zu müssen.

Meine erste Hüttenübernachtung auf dem Riemannhaus werde ich daher nie vergessen. Das Gefühl, schon morgens oben in den Bergen zu sein und direkt auf den nächsten Gipfel starten zu können, ist einfach unbeschreiblich.

Fernwander-Auftakt auf dem Fischerpfad

2019 ist es dann endlich soweit und ich absolviere meine erste „richtige“ Fernwanderung auf dem Fischerpfad in Portugal. Mit viel zu großem und schwerem Rucksack geht es in 4 Tagen von Zambujeira do Mar nach Porto Covo. Höhenmeter gibt es nicht so viele auf dieser Wanderung, dafür wandert man einen Großteil im Sand, was auf Dauer ziemlich ermüdend ist. Die einsamen Strände, die unterwegs auf einen warten, sind als Entschädigung allerdings ganz ok. Da ich von Ort zu Ort gewandert bin, habe ich dort in kleinen Hotels übernachtet. Es gibt fast überall auch Hostels, in denen man andere Reisende kennenlernt und auch Campingplätze. Wildcampen ist an der Westküste Portugals aus Naturschutzgründen nicht erlaubt.

Alpensolo 2020

Dass ich im Coronajahr 2020 dann meine Alpenüberquerung mache und das sogar allein, hätte ich mir so nicht ausgemalt. Meinen Erfahrungsbericht gibt es hier zum Nachlesen.

Nächstes Level: Trekking in den Pyrenäen

Während meiner Workation auf La Palma lerne ich Marie kennen, die in den Pyrenäen eine Ausbildung zur Bergführerin absolviert. Im Sommer 2021 nimmt sich mich mit auf der „Haute Route de Pyrenees“ und wir wandern 11 Tage auf dem letzten Teilstück des Fernwanderwegs durch die Pyrenäen. Es ist meine erste Wanderung mit Zelt und ich bin froh, nicht allein unterwegs zu sein. Wir treffen zwar zahlreiche andere Trekkerinnen unterwegs, aber noch bin ich mit der Ausrüstung, Wahl des Schlafplatzes etc.  nicht so vertraut. Wegen Regen müssen wir immer mal wieder auf eine Selbstversorgerhütte ausweichen, die meisten Nächte verbringen wir aber im Zelt. Dadurch ist man der Natur noch näher ausgesetzt und hat ein ganz anderes Freiheitsgefühl, als ich es von den Hüttenwanderungen in den Alpen kenne. Einen Bericht zu unserer Pyrenäentour gibt es hier.

Into the wild: Patagonien & Nordamerika

2023 geht es für mich ins Weitwander- bzw. Thru-Hiking Paradies: erst bin ich auf verschiedenen Wanderungen in Patagonien unterwegs, bevor ich nach Vancouver in Kanada ziehe. Die Thru-Hikes, wie es hier so schön heißt, starte ich zwar meistens allein, lerne unterwegs aber immer andere Menschen kennen und schließe neue Freundschaften. Ich kann gar nicht genug davon bekommen, mein Zelt im Wald aufzustellen und die Natur zu genießen. Allerdings ist das Thru-Hiking und Campen in der Natur sehr beliebt und vor allem in den Nationalparks nur eingeschränkt möglich. Permits auf beliebten „Backcountry-Campingplätzen“ sind häufig schon Monate im Voraus ausgebucht und müssen daher frühestmöglich reserviert werden.

Meine Tipps zum Weitwandern und wie du damit startest:

Noch eine kleine Warnung: Weitwandern macht schnell süchtig und die Bucketlist lässt sich beliebig erweitern.


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